Was tanken wir morgen? Synthetische Biokraftstoffe und Verbrennungsmotoren

05.06.2018 - Klimaschonende Kraftstoffe könnten den Verbrennungsmotor retten. Denn das Problem des Verbrennungsmotors ist nicht die Verbrennung, sondern eben was verbrannt wird. Warum? Weil Diesel und Benzin einerseits nicht unbegrenzt vorhanden sind, andererseits schaden ihre Verbrennungsprodukte Klima und Gesundheit. Synthetische Biokraftstoffe könnten daher Verbrennungsmotoren retten: sie sind unendlich verfügbar und mehr oder weniger umweltneutral. Dennoch blieb der erhoffte Durchbruch bisher aus.

Retten synthetische Biokraftstoffe den Verbrennungsmotor?

Bereits seit Jahrzehnten arbeiten Wissenschaft und Industrie an synthetischen Kraftstoffen, bieten diese entscheidende Vorteile und eine mögliche Antwort auf die Frage „Was tanken wir morgen“:

ausgeglichene Klimabilanz

Bei der Verbrennung synthetischer Kraftstoffe kann nur so viel CO2 entstehen, wie zuvor von den als Rohstoff dienenden Pflanzen oder aus der Umgebungsluft gebunden wurde. Die Klimabilanz ist ausgeglichen, der Verbrennungsmotor wäre „gerettet“.

vorhandene Infrastruktur

Synthetische Kraftstoffe sind flüssige Kraftstoffe, genau wie Diesel und Benzin. Das heißt sie können problemlos an bestehenden Tankstellen getankt werden. Weder an Fahrzeugflotte noch an der Infrastruktur selbst wären Änderungen erforderlich.

Dennoch blieb der Durchbruch bisher aus und das obwohl die synthetischen Biokraftstoffe kontinuierlich weiterentwickelt wurden und weltweit eine kurzfristige und günstige Lösung des CO2-Problems im Straßenverkehr sein könnten.

Generation 1.0: Nahrungsmittel

Egal ob Flex-Fuel-Autos mit Ethanolmotor in den 2000 Jahren oder der als umweltfreundlich angepriesene E10-Kraftstoff, die sogenannten Biokraftstoffe der ersten Generation haben sich nicht durchgesetzt. Was als Sprit im Tank landete, fehlte auf dem Teller – die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion war wohl der wichtigste Grund für das Scheitern des Biosprits als Lösung des CO2-Problems.

Generation 2.0: Biomasse

Biokraftstoffe der zweiten Generation nutzen deshalb nur noch Pflanzenreste, wie Stroh oder Holzschnitze, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet sind. Diese Biomasse wird in Gas umgewandelt und kann anschließend bei Bedarf verflüssigt werden (Biomass-to-liquid).

Generation 3.0: Kohlenstoff aus der Luft

Biokraftstoffe der dritten Generation verzichten ganz auf Biomasse. Der für die Spritproduktion benötigte Kohlenstoff wird der Luft entzogen. Allerdings ist diese Methode sehr energieaufwendig und daher nur mit Sonnen- und Windkraft sinnvoll.

Audi setzt auf E-Fuels, wenn auch nur im kleinen Stil

Trotzdem, abgesehen von Audi setzt kein Autohersteller öffentlich sichtbar auf E-Kraftstoffe, auch E-Fuels genannt. Wenn auch nur in sehr kleinem Umfang, ist neben den bereits bestehenden Syntheseanlagen für E-Gas und E-Benzin auch die Produktion von E-Diesel geplant. Auch wenn sich die Herstellung im großen Stil nicht lohnt, sie wäre zu teuer, sind die Designer-Kraftstoffraffinerien für Audi mehr als ein Image-Projekt. Audi will beim Thema Biosprit einen Fuß in der Tür zu behalten.

Fazit:

Aktuell spielt synthetischer Designerkraftstoff weder in der der öffentlichen Wahrnehmung noch in den Entwicklungsabteilungen der Autohersteller eine große Rolle, leider. Da aber die Internationale Energie-Agentur für 2045 mit einem Biosprit-Anteil von rund 20 Prozent am weltweiten Energiebedarf des Straßenverkehrs rechnet, könnten E-Fuels in Zukunft durchaus relevant werden, auch in Zeiten des Elektroauto-Hypes. Eine weitere Übergangslösung stellen Premiumprodukte wie Shell FuelSave Diesel, Shell GTL oder aber klimaneutraler Diesel dar.

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