Die Ökobilanz unserer Autos: Elektro, Gas, Benzin, Diesel und Hybrid im Vergleich
10.04.2018 - CO2-Emissionen senken! Das Ziel ist nicht neu, aber schwer zu erreichen. Insbesondere der Verkehrssektor heizt dem Klimawandel jedoch gewaltig ein. Seit 1960 hat sich der Energieverbrauch des Verkehrs in Deutschland mehr als verdreifacht. Mittlerweile entfallen fast 30 Prozent des nationalen Endenergieverbrauchs auf den Sektor Verkehr.
Mit dem Klimaschutzplan 2050 hat die Bundesregierung bereits Ende 2016 einen nationalen Rahmen für die künftige Klimapolitik beschlossen. Auch ein Reduktionsziel für den Verkehr ist zum ersten Mal enthalten: Treibhausneutral erzeugte Energien sollen bis 2050 die fossilen Kraftstoffe komplett ersetzen. Aus diesem Grund setz die Politik vermehrt auf Elektroautos, welche anders als Autos mit Verbrennungsmotor lokal emissionsfrei fahren. Doch ist das tatsächlich der richtige Weg?
ADAC-Studie: Die Ökobilanz unserer Autos
In einer großen Untersuchung vergleicht der ADAC erstmals die CO2-Bilanz verschiedener PKW-Antriebsarten. Gerechnet wurde über den gesamten Lebenszyklus von der Produktion bis zum Recycling des Fahrzeugs.
Gemeinsam mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg sammelte der ADAC a der gängigen Antriebstechniken und wertete diese aus. Bewertet wurde die Umweltfreundlichkeit eines Antriebs auf Basis aller notwendigen Energieaufwendungen über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs von angenommenen 150.000 km Laufleistung, darunter:
- entstandene CO2-Emissionen bei der Fahrzeugherstellung bzw. dem anschließenden Recycling entstehen
- alle klimarelevanten Emissionen, die bei der Bereit- und Herstellung des Kraftstoffs oder Stroms von der Quelle bis zum Fahrzeugtank entstehen
- der direkte CO2-Ausstoß bei der Fahrzeugnutzung vom Tank bis zum Rad
Auf die Betrachtung der gesamten Luftschadstoffe und des Ressourcenbedarfs an Rohstoffen, an Wasser und Nutzungsflächen wurde in der Auswertung zur ökologischen Vollständigkeit verzichtet.
Das Ergebnis der ADAC-Klimabilanz: Antriebsarten im Vergleich
Egal ob Elektro, Gas, Benzin, Diesel oder Hybrid, laut den Ergebnissen des ADACs hat keiner der verschiedenen Antriebsarten generell die beste Klimabilanz. Auch das Elektroauto ist nicht immer besonders klimafreundlich, denn die CO2-Bilanz von Elektroautos wird maßgeblich durch die hohen Emissionen bei der Batterieproduktion und Strombereitstellung beeinflusst.
Es gilt: Je größer die Batterie und der Verbrauch, desto ungünstiger ist die CO2-Bilanz der Modelle. Deshalb hat bei stärker motorisierten Fahrzeugen der Diesel klimatisch klar die Nase vorn.
Klimabilanz der verschiedenen Fahrzeugklassen
Bei den großen Autos hat der Diesel die Nase vorne: mit 33.000 kg CO2 nach 150.000 km (= 219 g CO2 /km) hat er die beste CO2-Bilanz.
Aufgrund der großen Batterie (mehr CO2 bei der Produktion) und dem hohen Stromverbrauch schneidet das Elektroauto in der oberen Mittelklasse mit einem Wert von 277 g CO2 /km schlechter ab. Erst mit Nutzung von 100 Prozent regenerativem Strom wäre die Bilanz beim Elektroauto besser als beim Dieselfahrzeug.
In der Kompaktklasse überzeugt das Elektroauto mit 150 g CO2/km knapp gefolgt von Plug-in-Hybrid und Hybrid. Erdgas (174 g/km).
Diesel und Autogas liegen mit 186 g/km bzw. 188 g/km vor dem Benzinmotor, welcher mit 201 g CO2/km die schlechteste Ökobilanz in diesem Sektor hat.
Bei den Kleinwagen führt ebenfalls das Elektroauto mit einem CO2-Ausstoß von 158 g/km. Allerdings sind hier die Abstände sehr knapp, weder Diesel mit 166g/km, noch Benzin mit 177 g/km oder Hybrid mit 178 g/km sind hier weit von den Werten des Elektroautos entfernt.
Sowohl in der unteren Mittelklasse als auch bei den Kleinwagen gewinnt das Elektroauto die Klimawertung von ADAC und dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg.
Haben Elektrofahrzeuge mit kleineren Batterien allerdings nur eine Laufleistung von 50.000 km, sind wiederum sparsame Autos mit Verbrennungsmotor klimafreundlicher unterwegs.
Fazit der Studie:
Denn die Ergebnisse der Ökobilanz on ADAC und Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg sind sehr differenziert.
Ja wir müssen und sollten die Entwicklung klimafreundlicher Antriebe dringend vorantreiben. Das Ganze sollte jedoch technikneutral geschehen!
Denn die Berechnungen der ADAC Ökobilanz beweisen auch, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren noch ein großes Potenzial haben, z.B. durch
- weitere Maßnahmen zur Kraftstoffreduzierung wie innermotorische Optimierungen oder Hybridisierung
- neue Kraftstoffe zur Reduktion der Emissionen der Kraftstoffbereitstellung und/oder Fahrzeugnutzung wie der Einsatz von Erdgas und synthetischen, treibhausneutralen Kraftstoffen wie Synfuel oder E-Diesel
Allerdings werden aktuell Förderinstrumente wie der aktuelle Umweltbonus nur für Elektro- und Plug-in-Fahrzeuge festgeschrieben. Das ist jedoch bei der Nutzung des deutschen Strommixes aus Klimaschutzsicht nicht zielführend. Denn ob Elektroautos klimafreundlich sind, hängt vom verwendeten Strom ab.