Klimaziele mit Ölheizung erreichen?
20.11.2019 - In der Diskussion zur Wärmewende scheiden sich die Geister beim Thema Ölheizung und Klimaziele. Damit eine Heizung zukunftsfähig ist und langfristig für Wärme sorgen soll, muss sie das im Einklang mit den Klimazielen tun. Wie und ob das Erreichen der Klimaziele mit einer Ölheizung möglich ist, hat das Institut für Technische Gebäudeausrüstung in Dresden vor kurzem untersucht.
„Wie kann der Ölheizungsbestand die Klimaziele erreichen?“
Bis zum Jahr 2050 sollen die Emissionen von Treibhausgasen gegenüber 1990 und 80-95 % gesenkt werden. Das ist das erklärte Ziel der deutschen Energie- und Klimapolitik. Dabei spielt der Gebäudeenergiesektor mit seinem erheblichen Minderungspotenzial eine wichtige Rolle. Denn gegenwärtig spielen fossile Energieträger wie insbesondere Heizöl eine große Rolle.
Rund 20 Millionen Menschen leben in Deutschland in ölbeheizten Häusern – und auch in diesen Haushalten muss die Energiewende nach vorne gebracht werden. Bei den bisherigen Überlegungen zur Energiewende bleibt das Thema Öl jedoch völlig unterbelichtet. Die entscheidende Frage lautet daher: „Wie kann der Ölheizungsbestand die Klimaziele erreichen?“
Gebäudesanierung
Um die durchaus ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, ist ein ambitioniertes Vorgehen bei der Gebäudesanierung notwendig. Dazu zählen Heizungsmodernisierungen, Ausbau der Heizungen zu Hybridsysteme mit erneuerbaren Energien und Verbesserungen an den Gebäudehüllen. Laut Studie könnte so der Treibhausgasausstoß in des Ölheizungsbestands in Deutschland von 57,1 Millionen Tonnen im Jahr 2017 auf 44,3 Millionen Tonnen im Jahr 2030 reduziert werden.
Zusätzliche Maßnahmen zum Schließen der Lücke
Die verbleibende Lücke zum Zielwert von 34,2 Millionen Tonnen muss über zusätzliche Maßnahmen geschlossen werden. Dazu zählen:
- Deutliche Effizienzsteigerungen durch mehr Dämmung und moderne Anlagentechnik
- Nutzung erneuerbar erzeugter Strommengen in Hybridheizungen (Power-to-Heat)
- Digitalisierung im Gebäudebereich
- Brennstoffseitige Treibhausgasminderungen durch regenerative Brennstoffkomponenten
Zum Erreichen der Zielwerte für 2050 gewinnen brennstoffseitige Maßnahmen an Bedeutung. Dazu gehört der Einsatz treibhausgasreduzierter flüssiger Energieträger als Ersatz für das fossile Heizöl.
Ergebnis der Studie:
Grundsätzlich sei für den ölbeheizten Gebäudebestand die Erreichung der Klimaschutzziele bis 2030 und dann auch 2050 möglich. Sie erfordert aber Anstrengungen, die über das bisher initiierte deutlich hinausgehen. Folgende Handlungsempfehlungen lassen sich aus den Ergebnissen der Studie ableiten:
- Attraktive und technologieoffene steuerliche Sanierungsförderung
- Ausbau der Unterstützung von Einzelmaßnahmen durch die KfW-Bank – wie für den Austausch alter Kessel gegen effiziente, neue Brennwertgeräte
- Finanzielle Anreize für die Digitalisierung im Gebäudebereich
- Attraktiven technologieoffenen Förderung von hybriden Systemen, einschließlich der Berücksichtigung von Photovoltaik-Hybridsystemen zur anteiligen Nutzung von selbst erzeugtem Strom für die Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung.
- Gleichbehandlung treibhausgasreduzierter flüssiger Energieträger mit anderen Optionen erfolgen
- Nutzbarmachung derzeit abgeregelter Strommengen aus erneuerbaren Energien in Hybridheizungen
- Markteinführungsprogramme für synthetische flüssige Brennstoffe auf Basis von Strom aus erneuerbaren Energien (Power-to-Liquids)
- Sicherstellung einer technologieoffenen Forschungsförderung
Fazit:
Die Herausforderung im Gebäudebestand sind groß und müssen unbedingt angegangen werden. Eine vollständige Umstellung auf rein erneuerbare Energieträger oder -systeme kommt für viele ölbeheizte Haushalte nicht in Frage. Dagegen sprechen neben fehlenden Voraussetzungen bei den Gebäuden vor allem die hohen Investitionskosten.
Ein gangbarer Weg zur Treibhausgasminderung ist:
- Umstieg auf effiziente Öl-Brennwerttechnik
- Erweiterung zum Hybridsystem
- Verwendung zunehmend klimaschonenderer flüssiger Brennstoffe anstelle von konventionellem Heizöl.